Eine Analyse zum Schweizer System

gefunden im Internet (aus 2012)

Analyse des Schweizer Systems Eine Frage, die sich jeder von euch zunächst stellen sollte, lautet: Was sollte das Ergebnis am Ende eines Turnieres eigentlich aussagen? (Denkpause) Meiner Meinung nach wer der stärkste Spieler ist, wer der zweitstärkste, wer der drittstärkste usw.

Wollen wir doch mal sehen, inwiefern das bisher verwandte Schweizer Bewertungssystem zu dieser Feststellung führt. Für diejenigen die mit dessen Funktionsweise noch nicht so vertraut sind, will ich es kurz zusammenfassen:

Beim Schweizer System werden die Paarungen der ersten Runde zufällig ermittelt. Anschließend werden die Spieler, welche gleich hohe Ergebnisse erzielt haben einander zugelost. Dieses Vorgehen führt dazu, dass im Laufe des Turniers die Spreu vom Weizen getrennt wird und zunehmend gleich starke Spieler gegeneinander spielen – prinzipiell ein wünschenswerter Effekt. Da gleich starke Spieler auch knappere Ergebnisse erzielen, nimmt die Deutlichkeit der Ergebnisse in den späteren Runden ab, 20:0?Massaker werden also immer seltener –an sich auch wünschenswert. Nun ist es so, dass die Ergebnisse der eigenen Spiele am Ende einfach addiert werden und sich so die Punktzahl für das Turnierergebnis ergibt. Zusammenfassung Ende – nun zur Kritik: In diesem System gibt es zwei Effekte, die das Ergebnis dahingehend verzerren, dass die Stärke der einzelnen Spieler nicht mehr korrekt vom Turnierergebnis wiedergegeben wird. Diese sind:

1. Die Zufallspaarungen der ersten beiden Runden nehmen großen Einfluss auf das Turnierergebnis. In Runde 1 ist es möglich, dass der beste Spieler gegen den schlechtesten spielt. Er kann aber auch gegen den zweitbesten spielen. Wer nun zugelost wird, hat natürlich enormen Einfluss auf die Deutlichkeit des Ergebnisses. In Runde 2 hat man immer noch etwa 50% aller Spieler als mögliche Lospartner, was immer noch viel zu krass ist. Erst in Runde 3 hat es sich auf die gleichstarken 25% eingependelt und ist damit halbwegs ausgewogen. Wer am Anfang Glück bei den Losungen hat, kann also ggf. mit einem enormen Punktevorsprung in die wichtigen letzten Spiele gehen. Die letzten Spiele fallen erfahrungsgemäß auch knapper aus (s.o.) und deswegen ist ein dann schon vorhandener „Losglückvorsprung“ nur noch schwer von anderen Spielern aufzuholen, die eigentlich gleich gut sind, aber weniger Losglück hatten. Die Spieler haben hier keinen Einfluss drauf, es ist einfach nur kompletter Zufall und das ist Mist.

2. Wenn zwei unterschiedlich gute Gegnerpaare das gleiche Ergebnis erzielen, zählt dies gleich stark zum Turnierergebnis hinzu. Obwohl das bessere Gegnerpaar auf einem höheren Niveau spielt und die erbrachte Leistung beider Spieler – nicht nur die des Gewinners – damit auch höher ist. Ein Beispiel von den 3. Rhein Main Meisterschaften aus der 4. Runde: vip?user (#1@T3) 13:7 greensword (#4) Alex 4 Cologne (#639) 13:7 Calleem (#137)Die Bewertung sagt also, ich bin genauso gut wie vip?user. Geil Leute, und morgen bin ich der König von Deutschland! Diese beiden Effekte waren bisher vielleicht nicht jedem von euch bewusst, Sie sind aber immer da gewesen und haben folgende gravierende Auswirkung: Beim Schweizer System kann die Platzierung am Turnierende bis zu 20% von der eigentlichen Spielerstärke abweichen – nach oben wie nach unten. Auf den Imperialen Meisterschaften 7 ist z.B. Amasec nur 16. von 42 geworden. Ich denke, die meisten von uns hätten sein Abschneiden im Vorfeld höher getippt. Aber wenn man sich seine Gegner anguckt, sieht man auch, dass er es deutlich schwerer hatte, als manch anderer. Dafür kann er nichts, aber systembedingt hat es leider große Auswirkungen auf sein Turnierergebnis. Im Endeffekt kann das Schweizer System durch die vorgenannten Fehler immer nur den besten Spieler zuverlässig ermitteln – wer alles gewinnt, der ist eben auch der beste. Wer Zweiter wird ist dann schon ziemlich zufällig.

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